The Mummy

USA 2017, R: Alex Kurtzman, D: Sofia Boutella, Tom Cruise, Annabelle Wallis, Russell Crowe //

Ähnlich wie Marvel will Universal mit seinem „Dark Universe“ ein eigenes Filmuniversum erschaffen. Dies auf Basis ihrer großen, alten Horrorklassiker (Frankenstein, Die Mumie etc.). Den Auftakt bildet nun „The Mummy“ mit Tom Cruise, der als Dieb archäologischer Schätze auf ein verborgenes ägyptisches Grab mitten im Irak stößt und alsbald von der verfluchten Mumie einer ägyptischen Prinzessin verfolgt wird. Diese wird von Sofia Boutella verkörpert, welche hier mit ihrer düsteren Sexiness einen guten Job macht und damit auch gleich eines der wenigen Highlights dieser Neuauflage darstellt.

Leider verfehlt der Film sein Ziel und wirkt gleich auf mehreren Ebenen unausgegoren und nicht wie aus einem Guss. Während die letzte Neuauflage – „The Mummy“ mit Brendan Fraser – rundum gelungenes Popcornkino lieferte, welches der Geschichte mit reichlich Augenzwinkern und gelungenen Humoreinlagen einen in sich konsistenten, eigenen Stil verpasste, wird das aktuelle Remake schnell vergessen sein. Ihm fehlt schlicht die eigene Handschrift, genauso wie eine klare Entscheidung, was für ein Film es eigentlich sein will. So wirken beispielsweise plumpe Humoreinlagen im düsteren Setting völlig fehl am Platze. Das sichtbar teure Productiondesign glänzt, während gleichzeitig Charaktertiefe, und damit auch deren Glaubwürdigkeit ein echtes Manko darstellen. So ist die Hauptfigur Nick Morton über Strecken einfach nur nervig und gewinnt kaum Sympathiepunkte, da sie in erster Linie als egoistischer Ignorant auftritt. Die spätere Charakterwendung erscheint dadurch kaum glaubwürdig. Was soll Morton denn nun sein? Ein frecher Abenteurer mit Klasse à la Indiana Jones oder einfach nur ein gewissenloser Dieb?

Auch seine Begleiterin, die Archäologin Halsey, bleibt blass, klischeehaft und austauschbar – die Dialoge zwischen den beiden Hauptfiguren erzeugen weder Humor, noch Emotionen – auch hier zeigten die Protagonisten der humorvollen Mummy-Variante von 1999 deutlich mehr Chemie und Authentizität miteinander. Einzig Russell Crowe als Dr. Jekyll (ja, der Dr. Jekyll…) zeigt sich als vielschichtigere Figur, verfügt aber leider nicht über die nötige Screentime um weiter ausgebaut werden zu können.

Schließlich fällt eine seltsame Episodenhaftigkeit negativ auf: Einzelne Settings sind durchaus in sich stimmig und gut inszeniert: der Flugzeugabsturz, die Gräber, London… Doch sie fügen sich nicht zu einem Fluss zusammen. Man ist mal hier, mal dort, es gibt viele große Sprünge, Übergänge fehlen. Auch gewisse logische Mankos entstehen durch diese holprige Erzählweise. All das ist natürlich im Trailer (siehe unten), welcher hohe Erwartungen schürte und bisher über 12 Mio Clicks auf youtube erhielt, nicht zu sehen, vielmehr suggeriert dieser ein modernes wie rasantes Abenteuer.

It’s a ragbag of action scenes which needed to be bandaged more tightly. (The Guardian)

„The Mummy“ ist aufwendig produziert, gut besetzt und durchaus kurzweilig. Letzteres hauptsächlich aufgrund der vielen solide inszenierten Actionsequenzen. Ruhige Momente jedoch verpuffen in emotionaler Gleichgültigkeit, gruselige Szenen langweilen mit ausgekauten Jumpscares. Dieses Remake gehört damit leider zu der Kategorie Film „es hätte soviel besser sein können“. Schade!

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