Take a look at the horizon

Der Hypetrain rollt an

Von Beginn an waren die Erwartungen hoch geschürt. Wunderschöne Trailer, die eine offene Spielwelt mit riesigen Cyberdinosauriern zeigten und eine weibliche Hauptprotagonistin, die ihren Platz in dieser verlorenen Welt sucht. Mein Interesse war geweckt.

Jedoch war dieses Interesse mit Vorsicht zu genießen. Guerrilla Games, sind das nicht die Leute, die vorher die Killzonereihe produziert haben? Die wollen jetzt ein Action-RPG machen? Killzone ist ja nicht gerade dafür bekannt, mit tiefgreifenden Dialogen geschweige denn einer fesselnden Story zu glänzen. Action ja, aber RPG? Die Skepsis stieg.

Trotz der Skepsis, habe ich auf Nachdruck meines Sharing-Partners, bereits die Vorbestellerversion erworben. So konnte es direkt zum Release (am 28. Februar 2017) losgehen mit der großen Reise in vergessene Welten. Und dank der beiliegenden Boni, wie zusätzliche Ausrüstungen und verschiedene Bögen, verlief der Einstieg sehr komfortabel.

Aller Anfang ist schwer

Hoch hinaus, mit aufrechtem Blick der Zukunft entgegen. An der Seite: treue Gefolgsleute.

Zu Beginn startete man jedoch als junges Mädchen, dessen Name sich als Aloy herausstellt. Sie muss sich unter anderem gegen die gleichaltrigen Artgenossen behaupten. Diese sind einem eher feindlich gesinnt, da Aloy nicht wie jedes andere Kind im Dorf, eine normale Mutter hat, sondern vom Götterberg höchst selbst zur Welt gebracht wurde. Dies löste bei den meisten Bewohnern Argwöhnen aus, weshalb ihr der Kontakt zu anderen Stammesmitgliedern untersagt wird. Aufgrund dieser ungewöhnlichen Umstände, lebt Aloy nicht im Dorf, sondern mit einer Art Vaterersatz namens Rost etwas abseits des Geschehens. Dieser nahm sich ihr an und lehrte ihr allerhand Wissenswertes über die Natur und wie man in ihr überlebt.

Eines Tages findet Aloy in einer verlassenen Ruine einen sogenannten Fokus, der sich als praktischer Umgebungsscanner erweist und ihr somit bei der Jagd einen taktischen Vorteil bietet. Die Jagd beschränkt sich hierbei nicht nur auf die üblichen Verdächtigen des Waldes, wie Wildschweine, Fuchse und Andere, sondern auch auf die bereits erwähnten Cyberdinosaurier. Mit Hilfe des Fokus können Schwachstellen erkannt und markiert werden, was sich im Kampf als äußerst hilfreich erweisen wird.

Als Aloy gerade bei einer Bewährungsprobe für junge Aufstrebende teilnimmt, um endlich einen Fuß in die Gesellschaft zu bekommen, tauchen ominöse Fremde auf, die es gezielt auf Aloy abgesehen haben. Die weiteren Ereignisse bewegen sie dazu, in die weite Welt hinauszuziehen und herauszufinden, was es mit ihr und der Geschichte der Welt auf sich hat.

Auf zu neuen Welten

Die Story ist eine der treibenden Kräfte in Horizon. Sie zu enthüllen ist gerade am Anfang eine äußerst spannende Angelegenheit. Woher stammen die Maschinenwesen? Warum haben es die maskierten Fremden auf sie abgesehen? Und was hat es mit der eigenen Geschichte auf sich? All dies und mehr wird in den Hauptmissionen thematisiert und so nach und nach aufgedeckt. Ist die Geschichte zu Beginn sehr fesselnd und motivierend, so verliert sie zum Ende hin etwas an Fahrt. Handlungstränge werden groß aufgebauscht und die Erwartungshaltung steigt zunehmend, weicht jedoch nach Abschluss der Questreihe einer dumpfen Ernüchterung. Auch die Nebenmissionen sind meist eher einfach gehalten, sodass der erwartete Tiefgang zu häufig ausbleibt.

Die Höhle schreit gerade zu danach: „Erkunde mich!“

Einer der besten Punkte des Spiels ist definitiv das Gameplay. Hier zeigt sich, dass die Macher bereits viel Erfahrung mit einem dynamischen Kampfsystem mitbringen. Durch das Waffenrad ist eine schnelle Auswahl der Waffen während des Kampfes möglich. Leider ist dieses auf 4 Plätze beschränkt, was sich im späteren Verlauf, durch die Vielzahl der verschiedenen Vorgehen, als nicht ausreichend herausstellt. Hier wäre ein zweites Waffenrad sinnvoll gewesen, welches man mit einem zusätzlichen Tastendruck von z.B. „R1“ leicht hätte erreichen können. Bemerkenswert ist auch die Sprungkraft die Aloy mitbringt. Dank ihrer kräftigen Beine ist es einem möglich, den ein oder anderen Berg auch abseits der vorgeschriebenen Pfade zu erklimmen oder sich aus misslichen Bergengen zu befreien.
Auch das Verhalten der Maschinenwesen wirkt stets natürlich und mit den verschiedenen Arten und Angriffen bleiben die Kämpfe immer spannend. So gut wie das Verhalten der Dinos, so schlecht ist das der menschlichen KI. Diese ist entweder auf beiden Augen blind oder läuft nur planlos in der Gegend rum. Da diese meist mit einem Headshot zu überwältigen sind, stellen sie kein wirkliches Hindernis da. Lediglich in Verbindung mit den Cyber-Ungeheuern kann es etwas anspruchsvoller werden.

Auf atemberaubende Weise präsentiert sich die Grafik und die allgemeine Inszenierung der Welt und zeigt somit, was mit der PS4 alles möglich ist. Auf der Playstation Pro gibt es sogar die Möglichkeit, die Grafikschraube noch weiter nach oben zu justieren. Aber schon auf der ursprünglichen PS4-Version kam es so gut wie nie zu Bugs oder Frame-Rate-Einbruchen. Da können sich andere Genrekollegen getrost eine Scheibe abschneiden. Weiterhin sei an dieser Stelle auch das hervorragende Design der Maschinen erwähnt, welche nur so vor Detailliertheit strotzen. Nicht nur ihr Aussehen sondern auch die Geräusche, die sie von sich geben, tragen massiv zur Stimmung und zur Glaubwürdigkeit bei. Dies gilt ebenfalls für die Hintergrundmusik, welche sich dem Spielgeschehen dynamisch anpasst.

Panorama: Früher Entertainmentort, heute Banditenlager.

Für ein RPG ist der Umfang zwar etwas gering und mit Spielen wie Witcher 3 oder Skyrim nicht zu vergleichen, jedoch macht der Kampf gegen die Maschinen, auch nach Abschluss aller Haupt- und Nebenmissionen, immer noch einen riesen Spaß. An allen Ecken und Enden sind zudem Sammelobjekte versteckt, die zusätzliche Spielstunden generieren. Hierbei haben mir besonders die Panoramen gefallen, die einem einen Einblick in die Zeit vor der apokalypischen Katastrophe geben.

Das Menü glänzt mit einer simplen und intuitiven Aufmachung à la Far Cry. So geht das Crafting gut von der Hand und auch der Skilltree ist sehr übersichtlich gestaltet. Hierbei bringt jeder neu erworbene Skill mehr Tiefe in die Spielmechanik, wodurch sich die Spielweise stets weiterentwickelt. Lediglich eine Filterfunktion wäre der Übersicht auf der Karte dienlich gewesen und auch, dass man bei Händlern jedes Item einzeln erwerben muss, ist ein wenig lästig.

Der RPG-Faktor wurde von den Entwicklern deutlich angeschnitten, jedoch nicht konsequent genug umgesetzt. Sehr wohl hat man von Zeit zu Zeit die Möglichkeit aktive Entscheidungen im Dialog zu treffen, nur die Konsequenzen sind leider all zu oft kaum spürbar. Die anderen Gesprächsoptionen sind nur zusätzliche Informationen, die weitesgehend belanglos sind und die Beziehung der Protagonisten in keinster Weise beeinflussen. Trotzdem hört man sich viele Dialoge gerne an, da gerade die englische Synchronisation sehr überzeugend gelungen ist.
Weiterhin geht das Aufleveln so schnell von statten, dass man sich schon nach wenigen Stunden leicht overpowered fühlt und das nur mit Verändern des Schwierigkeitsgrades ausgleichen kann. Ein weiterer wichtiger Aspekt von RPGs ist der Loot, welcher in Horizon an vielen Stellen zu finden ist. Leider bietet er nur eine ungenügende Vielfalt an MODs für Waffen und Rüstung sowie Craftingmaterialien, weshalb sich die Freude über neu gefundene Kisten alsbald in Grenzen hält.

Mystoriöse Objekte, die gefunden werden wollen und als Dankeschön für den Handel bereitstehen oder Informationen zur Story beitragen.

Fazit: Mit Horizon Zero Dawn ist Guerrilla Games der Einstieg ins Open-World-Action-RPG-Genre sehr gut gelungen. Sie haben bewiesen, dass sie mehr können, als nur stumpfes Aktion-Geballer und wenn sie nun den RPG-Faktor noch weiter ausbauen, steht einer blühenden Fortführung der Reihe nichts im Wege. So sind auch schon weitere Teile in Planung, also kann man hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.

 

 

 

Hier noch ein Gameplay von der E3:

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