Space Pirate Captain Harlock

Vorerst ist vielleicht zu erwähnen, dass ich grundsätzlich fasziniert bin vom japanischen Kino, nicht nur Anime, ganz generell – dies vor allem auch wegen der für westlich geprägte Menschen sehr ungewöhnlichen Erzählstrukturen. Während unsere Erzählungen, sei es im Film oder auch sonst, auf Mustern beruhen, die schon die alten Griechen gezielt eingesetzt hatten, sieht man im asiatischen Raum oft ganz andere Ansätze.

Captain Harlock hat allerdings, auch mit Rücksicht auf die japanischen Erzählstrukturen, einfach ein bisweilen sehr konfuses Drehbuch: während viele Einzelszenen sehr gelungen und durchaus beeindruckend sind, fragt man sich immer wieder mal was da eigentlich gerade passiert, und vor allem warum. Daneben gibt es natürlich auch zur Genüge sehr schablonenhafte Szenarien als auch Bilder, die so manchem westlichen Vorbild nacheifern (Star Wars wäre da nur ein augenscheinliches Beispiel). Zeitweise fühlte ich mich an ein Videospiel erinnert, bei dem man nur die Cutszenes sieht jedoch ohne gespielt zu haben, und dadurch stets irgendwie das Gefühl hat etwas verpasst zu haben. Viele Fragen werden auch schlicht offen gelassen. Viel angefangenes nicht zu Ende erzählt. Dies ist mehr oder weniger ärgerlich.

Die Crew der Arcadia ist sehr stereotyp geraten, was aber bei den weniger tiefgründigen Anime’s keine Seltenheit ist, genauso wenig wie bei gängigen Hollywood-Blockbustern. Im Anime hat man dann halt die sehr hübschen, zarten Frauen mit ihren hautengen Kostümen und dem obligatorischen „Panty-Look“, die androgyn wirkenden Helden mit ihren klassischen Mangafrisuren und ein paar kernige Piraten, welche dem „Lustig“-Faktor dienen sollen. All diese selbstverständlich effektiv ins Bild gesetzt, mit wehenden Umhängen und vielen „mitten im Kampf in dramatischer Pose verweilen“-Momenten. Da Harlock aber gar nicht erst versucht hier vielschichtig zu sein und diese Bildsprache konsequent durchzieht, kann man damit eigentlich ganz gut leben.

Dennoch hat „Space Pirate Captain Harlock“ auch eindeutige Stärken: Er ist ohne Frage sehr unterhaltsam und kurzweilig. Die Action ist exzellent. Selbst wenn man nicht immer genau weiss worum es eigentlich geht, die Schauwerte sind gewaltig und machen Freude. Zudem wird man von einem Spektakel ins nächste gerissen. Für SciFi-Freunde sind die massiven Weltraumschlachten als auch die Settings einfach atemberaubend anzusehen und lassen jeden mit dem eigentümlichen Piraten-Raumschiff mitfiebern. Sämtliche Szenerien wurden ungemein liebevoll und aufwendig gestaltet, Hintergründe, Planetenoberflächen, Details der Schiffe etc. – eine wahre Freude für das Auge. Dazu kommen viele schräge Elemente, die in diesem Film ganz selbstverständlich zur Kenntnis zu nehmen sind – ob es nun eine wehende Piratenflagge auf einem Raumschiff (!) ist oder alle möglichen abenteuerlichen Superwaffen (Aktivieren Sie den Jovian Beschleuniger!) welche irgendwie immer plötzlich auftauchen, wenn es die Dramatik verlangt. Da auch dies sehr konsequent durchgezogen wird, macht diese gezeichnete Welt durchaus Spass.

„Space Pirate Captain Haarlack“ ist mit ca. 30 Mio $ eine der teuersten Animeproduktionen aller Zeiten.
Leider nur gut für ein kurzweiliges Vergnügen, aber eine zu verkorkste Story und zu stereotype Figuren verhindern nachhaltigen Eindruck.

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