Shin Godzilla

US-Titel: Godzilla Resurgence //

Das japanische Godzilla Franchise kann mittlerweile auf 29 Filme zurückblicken, dazu noch zwei amerikanische Interpretationen. Wobei die Version von Roland Emmerich der echten Godzilla-Story nicht würdig ist. Mit „Shin Godzilla“ kommt nun wieder eine japanische Variante auf den Markt.

Die Story ist schnell erzählt: Godzilla kriecht noch in Larvenform an Land – natürlich mitten in Tokio – um dann wieder im Wasser zu verschwinden und wenig später voll ausgewachsen zurückzukehren. Die Regierung als auch die Bevölkerung sind in Panik und wissen nicht so recht, wie sie mit dieser Bedrohung umgehen sollen, die lokale militärische Gegenwehr bleibt wirkungslos. Daher wird ein Team zusammengestellt um das Phänomen zu erforschen und Lösungen zu finden. Auch von Seiten der USA und anderen Nationen kommt massiver Druck: eine schnelle nukleare Lösung wird gefordert.

Vorab kann man sagen, dass die Sequenzen mit Godzilla selbst sehr gelungen sind. Wenn das Ungetüm, welches hier mit verschiedenen Methoden (CGI, Suit, Animatronik ua.) inszeniert wurde, Tokio wieder einmal in Schutt und Asche legt, Bomber und Raketen vom Himmel schießt, dann sieht das einfach grandios aus. Auch erinnert die Darstellung des Monsters stark an die alten Klassiker, was schlicht passt und schöne Monsterfilm-Erinnerungen weckt. Nicht zuletzt wegen Godzillas ikonischen Schreis (welcher mit einem Lederhandschuh und einem Kontrabass erschaffen wurde) entstehen nostalgische Gefühle.

Leider machen diese Sequenzen den kleineren Teil des Filmes aus. Die meiste Zeit wird in verschiedenen Büros diskutiert und delegiert. Dabei schwingt viel Kritik am japanischen Politsystem mit, auch gewinnt man Einblicke in die traditionell stark hierarchisch organisierte Politikerkaste. Es werden Gesetze diskutiert, Aufgaben delegiert, Befehle gegeben, meist auf sehr sachlicher Ebene. Als die Amerikaner mit ins Spiel kommen, meist dargestellt durch eine Delegierte (gespielt von der wunderschönen Satomi Ishihara), wird die Regierung angehalten das Monstrum mit Atomwaffen zu bekämpfen. Dies führt natürlich zu starken inneren Konflikten aufgrund der japanischen Vergangenheit, die Erinnerung an Hiroshima wird hier filmisch leider sehr plump ins Spiel gebracht. Anders als beim ersten Godzilla-Film von 1954, wo dies weitaus subtiler geschah, und Godzilla selbst zum Symbol für die atomare Bedrohung und Angst wurde. All dies wirkt ein wenig träge und auch die Figuren sind schlicht austauschbar. Man kann den Schauspielern nichts vorwerfen, das Drehbuch lässt einfach keine Figurenzeichnung zu. 

Auch nimmt man den Figuren ihre betonte Ernsthaftigkeit nicht ab. Zu oberflächlich werden sie beschrieben, theatralische Reden wirken sodann auch seltsam unangebracht, da keinerlei echte Emotionen aufkommen können. Denn anders als die meisten anderen Monsterfilme verzichtet der Film gänzlich auf die typische Erzählung via Einzelschicksal, welche ein Mitfühlen erlauben würde. So wirkt der Film insgesamt leider ein wenig schwerfällig, obwohl die Sequenzen mit Godzilla selbst großartig inszeniert sind und auch Kamera und Schnitt erstaunlich dynamisch auftreten. Sehenswerter als Emmerichs Riesenechse ist „Shin Godzilla“ jedoch allemal.

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