USA 2018, R. Steven Spielberg, D: Tye Sheridan, Olivia Cooke, Ben Mendelsohn, Simon Pegg, Mark Rylance //
Ready Player One, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Ernest Cline, ist ein Feuerwerk für Geeks, eine turbulente Reise durch die Popkultur beginnend in den 80ern. Spielberg, wohl selbst der größte Schöpfer diverser 80er-Jahre Filmikonen, ist hier jedoch nicht nur deshalb der richtige Regisseur: Spielberg beweist immer wieder sein großartiges, cineastisches Gespür für Timing, Bilder und Dynamik. So ist Ready Player One auch immer besonders dann stark, wenn der Film in der virtuellen Welt spielt und sich audiovisuell austoben darf. Wenn „Avatar“ einst eindrucksvoll zeigte, wie das neue Blockbusterkino aussehen wird, dann beweist Spielbergs Film, dass heute schlicht alles möglich ist.
Man taucht ein in eine Welt voller Zitate aus Games, Filmen, Musik – von Flügen durch Minecraftwelten bis hin zu atemberaubenden Rennen durch eine ganz im Sinne moderner Games fast schon irrwitzig surreale Welt. Dass dort dann der „Back to the Future“-Delorean gegen Akiras Motorrad antritt und dabei sich unter anderem mit einem wütenden King Kong auseinandersetzen muss, wird in dieser virtuellen Welt zur Normalität. Lobenswert hier ist, dass Spielberg glaubwürdig Charakteristiken moderner Games erlebbar macht, spürbar ehrlich fasziniert – ganz anders zB. als der ärgerliche Film „Pixels„, welcher sich in flachen Klischees verliert. Spielberg erfasst das Gefühl der virtuellen Welten voll und ganz und nimmt den Zuschauer mit auf diese Reise.
Als einzige Schwäche kann man dem Film anlasten, dass dabei die Charakterzeichnung etwas verloren geht. Der Film rast durch seine 140 Minuten, feiert die fantastischen Bilder. Doch die wenigen zwischenmenschlichen Momente kommen schlicht zu kurz. Obwohl Spielberg hier durchaus anerkennt, dass Menschen auch in virtuellen Welten wertvolle Freundschaften schließen können – sympathisch kommentiert mit einem Augenzwinkern – haben die Figuren leider kaum Zeit sich zu entwickeln. So wirkt dann auch das frühe „ich liebe dich“ des Helden Parzival an seine Mitkämpferin Art3mis etwas unglaubwürdig und kaum emotional berührend.
Die ernste, philosophische Frage, ob virtuelles Dasein das reales Dasein ersetzen kann, wird nur um Rande berührt und kaum thematisiert. Dies ist jedoch kaum störend, da der Film insgesamt einen eher verspielten Ton anschlägt und gar nicht viel mehr sein möchte. Düstere Dystopien zu diesem Thema gibt es bereits viele (insbesondere The Matrix thematisierte diese Fragen bereits vor fast 20 Jahren). Auch vertritt Ready Player One keine grundsätzlich negative Haltung zum eskapistischen Abtauchen in das Virtuelle, dafür ist die Begeisterung für dortigen Möglichkeiten schlicht zu groß – trotz durchaus problematischer Aspekte.