Der Sommer ging zu Ende, die Temperaturen sanken und schon fanden sich die Zockerfreunde, allesamt an den heimischen Konsolen zusammen. Wie gut traf es sich da, dass am 06.09.2017 ein großer Release vor der Tür stand: Das von Shooter-Enthusiasten lang erwartete Destiny 1.5, äh entschuldigt, Destiny 2 ist erschienen.

Ein Bruchstück des Reisenden, der einem die Kraft der Unsterblichkeit verlieh.
Noch in der Nacht des Releases, ging die Reise für meine Freunde und mich los. All unser Gear aus dem ersten Teil war dahin. Wir starteten also in einer neuen Kampagne ganz von vorne. Lediglich das Aussehen der bereits in Destiny 1 erstellten Charaktere wurde übernommen. So konnte Bungie das damalige Marketing-Versprechen „Become a Legend“ irgendwie doch umsetzen. Leider wurden dabei die unzähligen Spielstunden zum Grinden der Waffen und Ausrüstungen aus dem vergangenen Teil nicht ausreichend gewürdigt. Hierfür gab es nur ein Emblem, das als Highlight unter dem Spielernamen dient. Stattdessen hätte man die Spieler, die seit der ersten Stunde dabei sind, die ersten Spielstunden von Destiny 2 ein wenig mehr versüßen können, z.B. mit einem Sparrow (Fortbewegungsmittel), einem Schiff (reines Betrachtungsobjekt) oder anderen Items kosmetischer Natur.
Es dauerte nicht lange und wir waren sofort wieder in dem Spielfluss drinnen, der sich bei Destiny 1 schon so bewährt hat. Die Handhabung der Waffen ist einfach nur grandios und fühlt sich dermaßen smooth an, dass sich Infinity Ward (CoD) und Dice (Battlefield) davon noch eine Scheibe abschneiden können. Auch das Leveldesign der neuen Gebiete überzeugt mit zeitweise atemberaubender Schönheit und sinnvoll platzierten Deckungsmöglichkeiten. Man merkt, dass Bungie dabei über die Jahre viel Erfahrung gesammelt hat.

Der Antagonist Ghaul entzieht einem die Kraft und somit die Unsterblichkeit.
Die Geschichte der Kampagne ist an sich nicht groß der Rede wert. Gut kämpft gegen das übermächtig erscheinende Böse. Hierbei macht Destiny 2 jedoch eine Verbesserung zum Vorgänger, indem es mehr Cutscenes zeigt, die sich größtenteils wirklich sehen lassen können und einen deutlicheren Fokus darauf legt, die Story im Spiel zu erzählen. Dies geschah im ersten Teil hauptsächlich über eine externe Internetseite, auf der man, wie in einem Wiki, die Geschichte nachlesen konnte, was jedoch von einem Großteil der Spieler nicht wahrgenommen wurde.
Nach dem Beenden der Kampagne entfaltet das Spiel erst seine ganze Vielfalt. Von nun an sind die verschiedensten Aktivitäten verfügbar wie Patrollien-Missionen, Strikes (Dungeons mit einem Boss am Ende), Abenteuer, die zusätzlich zur Geschichte der Welt beitragen, sowie tägliche und wöchentliche Herausforderungen. Hierbei dreht sich alles jedoch nur um das eine: mehr Loot zu generieren. Und hier liegt auch das Problem. Man erledigt nur noch Aufgaben, bei denen auch guter Loot abfallen kann. Patrollien, Strikes und Abenteuer fallen dadurch größtenteils Weg, da einfach die Motivation fehlt. Das ist sehr schade, da hierbei viel Potential verloren geht und man so in einen Kreislauf gerät, der sich einzig und allein um das Erstreben von noch mehr Loot dreht. Dafür ist es nur symptomatisch, dass es unzählige Youtube-Videos gibt, in denen lediglich gezeigt wird, welchen Loot der Spieler am Ende seiner Farming-Session erhält.
Bei Destiny handelt es sich um einen MMO-Shooter-Hybrid handelt, bei dem der Loot basierend auf einem Zufallsalgorithmus generiert wird. Die Gefahr besteht nun darin, dass man nur noch dem Loot hinterher jagt, um endlich an die Waffen und Ausrüstungen zu kommen, die man sich wünscht, jedoch dabei das Spielen selbst nur noch wie ein Rausch wahrgenommen wird, der ab und an von einem kleinen euphorischen Hoch geprägt ist, wenn dann doch mal etwas dabei ist, das man gebrauchen kann. Wenn man dann noch so jemand ist wie ich, der leider nicht so viel Glück beim Loot hat, muss man noch mehr Zeit investieren, um die eigene Gier nach neuen Waffen zu stillen. Aber wofür? Um dann weiter das Spiel zu spielen, in das man schon unzählige Stunden gesteckt hat?
Darum sollte es meiner Meinung nach nicht primär in einem Spiel gehen. Zum Glück hat Destiny hierbei noch ein Ass im Ärmel. Den Raid. Die Königsdisziplin des kooperativen Zusammenspiels, der noch härtere Gegner und noch mehr Loot verspricht, als alles bisher im Spiel dagewesene.

6 Freunde treten an, um sich den Herausforderungen des Raids zu stellen.
Wenn man es denn mal geschafft hat, dass 6 Freunde gleichzeitig an der Konsole sitzen und man vorher ausreichend Spielzeit investiert hat, um das nötige Level zu erreichen, kann es losgehen.
Der Raid in Destiny 2 ist, anders als im Vorgänger, indem er wie ein linearer Dungeon mit verschiedenen Bossen und Mechaniken aufgebaut war, in verschiedene Challenge-Areas gegliedert. Dabei muss das Feuerteam stets konzentriert zusammenarbeiten, um die Herausforderungen zu meistern. Sobald jemand unachtsam ist, gerät die Abfolgekette ins Wanken und es passiert schnell, dass die Herausforderung fehlschlägt und man von vorne beginnen muss. Also sollte man sich sein Team mit Bedacht zusammenstellen. Hierbei liegt jedoch auch die größte Stärke des Raids. Das intensive Teamplay schweißt zusammen und man wird zu einer Einheit, die sich gegenseitig gut koordinieren muss. Am Ende des Abends feiert man mit seinen Leidensgenossen zusammen den Triumph, oder verarbeitet den Misserfolg.
Fazit: Alles in Allem ist Destiny 2 eine ziemlich runde Sache. Der Spagat zwischen MMO- und Shooter-Elementen gelingt auch im Zweiten Teil sehr gut und hält einige Spielsstunden bereit. Wer also gerne Shooter in einem Sci-Fi-Setting spielt und vielleicht schon damals die Halo-Reihe mochte, sollte sich am besten selbst ein Bild von Destiny 2 machen.
Zum Abschluss noch einen Trailer: