Death Note (US-Remake)

USA 2017, R: Adam Wingard, D: Nat Wolff, Lakeith Stanfield, Margaret Qualley, Willem Dafoe //

Die aktuelle Realverfilmung von Regisseur Adam Wingard basiert auf der erfolgreichen japanischen Manga-Vorlage „Desu Nōto“ („Death Note“, 2003-2006), welche aktuell 12 Bände aufweist. Zudem gibt es u.a. einen japanischen Zweiteiler als Realfilm, sowie eine Anime-Serie (37 Episoden) und Computerspiele basierend auf dem Stoff.

Der Umfang der Vorlage als auch die Prämisse der Geschichte verlangen eine tiefgründige Auseinandersetzung und differenzierte Figurenzeichnung. Hier liegt das Hauptproblem der aktuellen Netflix-Produktion: Im Eiltempo rast der Film durch die Story, kaum bleibt Zeit für Figuren und das Hinterfragen der Ereignisse:

Ein Junge gerät an ein mysteriöses Buch, voller seltsamer Regeln und Seiten mit diversen handschriftlich eingetragenen Namen. Bald darauf erscheint ihm eine dämonenhafte Gestalt. Der Teenager erfährt von dem unheimlichen Geschöpf, dass jeder Mensch dessen Name er im Buch einträgt, sterben wird. Und dass er ebenfalls definieren kann, wie derjenige stirbt. So macht Light das naheliegende, und schickt erstmal den Schulbully als Testobjekt ans Messer. Und es funktioniert. Als er zusammen mit seiner Freundin, welche er in sein düsteres Geheimnis einweihte, nun diverse Verbrecher und Übeltäter sterben lässt, kommt ein ebenso mysteriöser Agent auf ihre Spur. Die Jagd beginnt.

Die Macht, welche dieses Buch verleiht, verlangt unweigerlich eine moralische Auseinandersetzung. Inwieweit darf ein Mensch über Leben und Tod anderer Menschen entscheiden? Was sind die Konsequenzen davon? Diese und andere wichtige Fragen dieser sehr spannenden Prämisse werden im Film von 2017 jedoch nur gestreift, tatsächlich gibt es gerade einmal einen kurzen Dialog dazu, welcher jedoch vor allem auch wegen der Hast der Handlung nur oberflächlich geführt wird. Die Hauptfiguren, allen voran der Protagonist Light (Nat Wolff), bleiben dabei eher blass. Auch funktioniert der Junge kaum als Identifikationsfigur. Seine Motive – ob gut oder böse – bleiben derart schwammig, dass ein Mitfühlen nicht möglich ist. 

Dies ist schade, denn die Originalstory bietet eigentlich die nötige Tiefe und Ernsthaftigkeit um die Thematik angemessen zu behandeln. Doch wie schon in der Einleitung erwähnt, nimmt sich das Original auch die nötige Zeit dafür.

The script, credited to Charley Parlapanides, Vlas Parlapanides and Jeremy Slater, is a snarl of loose ends and half-explained devices, but Wingard executes it with style. (Variety)

Auf der Habenseite ist „Death Note“ durchaus sehr unterhaltsam und nie wirklich langweilig. Die cinematographische Inszenierung zeigt ein erstaunlich gutes Niveau für diese Netflix-Produktion, welche nie im Kino erscheinen wird. Kamera und Schnitt überzeugen. Auch das Setdesign wurde sichtbar aufwendig gestaltet. Die Special Effects, allen voran die Darstellung des Todesdämonen Ryuk, sind gelungen. Der Film ist solide inszeniert. Ihm mangelt es einfach an Zeit für dieses komplexe Thema als auch für die dazu so notwendige Charakterzeichnung. Das beweist bereits die erste Szene: bevor man die Hauptfigur überhaupt kennenlernt, fällt ihr buchstäblich aus heiterem Himmel das Death Note in die Hände, nur wenig später stirbt das erste Opfer. Quasi noch am gleichen Tag hat Light bereits eine Freundin, die begeistert am düsteren Treiben teilnimmt. Und so weiter, und so fort. Das Ende bleibt offen, wodurch sich „Death Note“ eher wie ein unfertiger Serienpilot anfühlt.

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