Eines schon vorweg: Herkules war nie der hellste der griechischen Helden, aber das hat er nicht verdient!
Es gibt verschiedene Ebenen, mit denen ein Film brillieren kann. Im Idealfall auf allen Ebenen, dann würde man von einem Meisterwerk sprechen. „The Legend of Hercules“ ist leider das Gegenteil eines meisterhaften Werkes.
Ein Film kann beispielsweise durch eine packende und clevere Storyline überzeugen, durch intelligent formulierte Dialoge. Unverzichtbar in diesem Zusammenhang sind natürlich auch überzeugende Darsteller, die Vielschichtigkeit beweisen und in ihrer Rolle aufgehen, anstatt wie Darsteller einer Rolle zu erscheinen. Werden all diese Elemente auch durch ein gut geschriebenes Drehbuch vereint, erhält man grandiose Kammerspiele wie „Rope“ (Hitchcock) oder auch „12 angry Men“ (Lumet). „The Legend of Hercules“ besitzt keines dieser Elemente. Story, Drehbuch und Darsteller besitzen die Vielschichtigkeit eines Hamburgers; die Dialoge sind derart formelhaft und dumpf, dass man das Gefühl bekommt ein 12jähriger hätte sie verfasst. Die Nebenfiguren chargieren dementsprechend, und selbst die, welche möglicherweise talentiert wären, bekommen durch das grobe Drehbuch nicht den Hauch einer Chance ihr Können unter Beweis zu stellen. Und dann ist da noch der Hauptdarsteller Kellan Lutz, „Hercules“…der fast den ganzen Film über wie die Karikatur eines Footballspielers in irgendeiner Highschool-Komödie erscheint, um in heiser brüllender Stimme die dramatischen Dialoge unseres 12jährigen in die digitalen Weiten zu schreien. Charakterzeichnung mit Kinderkreide.
Es gibt aber auch Filme, die brillieren allein durch ihre grossartigen Schauwerte, durch Design und Ton, Kamera und Schnitt. Unter den Blockbustern sticht hier beispielsweise „Avatar“ (Cameron) hervor, der zwar weder eine besonders durchdachte Story, noch tolle Dialoge besitzt, dafür aber audiovisuell ein atemberaubendes Erlebnis bietet. Selbst bis zur Schmerzgrenze stilisierte Streifen wie „300“ haben hier durchaus beachtenswerte visuelle Qualitäten, die andere Schwächen wettmachen. Renny Harlin’s Vision der griechischen Legende brilliert auch auf dieser Ebene mit der Absenz von Qualität: Bereits die Eröffnungssequenz beweist auf welchem Niveau wir uns hier bewegen. Der Introfilm des 2005 erschienenen Computerspieles „Age of Empires III“ ist da beispielsweise technisch gar nicht so weit entfernt. „The Legend of Hercules“ erschien in 3D Technik. Zeigt aber auch hier wie man diese durchaus effektive visuelle Erweiterung nicht nutzen sollte: als billige Effekthascherei. Immer fliegen die Sachen gezielt in die Kamera, bei ruhigen Szenen schwirren ständig Pflanzensamen durch die Luft, weil: wirkt ganz toll dreidimensional. Effekte wie bei einer Jahrmarktsshow.
Wir mussten leider feststellen – Drehbuch, Story, Darsteller sowie Präsentationen verfehlen ihr Ziel gänzlich. Aber es gibt ja noch ein weiteres, wichtiges Element: die Regie. Die Handschrift eines Regisseurs kann einen Film prägen, alle Elemente vereinen, Einzigartigkeit gewinnen. Mancher Debutfilm ist vielleicht noch nicht perfekt, zeigt aber durch Talent seines Regisseurs, welch kreativer Geist dahinter steckt, und verdient damit Respekt. So beispielsweise auch „Last Days on Mars“ (Robinson), welcher von tinyghost erst kürzlich besprochen wurde.
Renny Harlin wurde als Regisseur bekannt mit durchaus soliden Actionreissern wie „Die Hard 2“ oder auch „Cliffhanger„. Bei „Legend of Hercules“ fehlt leider jede Handschrift, vielmehr wird zusammengeklaut, was man nur klauen kann. Eine Prise „300“ hier, und reichlich grob kopierter „Gladiator„. Selbst der alte Gladiatoren-Lehrer, bei welchem Hercules zeitweilig landet, sieht aus und spricht wie eine geradezu unverschämte Kopie der bewegenden und grossartig durch Oliver Reed dargestellten Rolle des Proximo. Warum die alten Griechen typisch römische Gladiatorenkämpfe durchführen ist dabei noch eine ganz andere Frage. Harlin fehlt nicht nur ein eigener Stil (mal abgesehen von unentwegt in Zeitlupe in die Kamera fliegenden Kriegern mit erhobenem Schwert in der Hand…), sondern auch grundlegendes cineastisches Handwerk. Wäre es wenigstens ein solide-unterhaltsamer Actionfilm für einen Sonntagnachmittag – aber nicht mal dieser Level wird erreicht. „The Legend of Hercules“ ist einfach nur ärgerlich.