USA 2020, R: Ric Roman Waugh, D: Gerald Butler, Morena Baccarin, Roger Dale Floyd, Scott Glenn //
Ein Komet jagt auf die Erde zu und droht mit Vernichtung, schlimmer noch als der Einschlag, welcher die Dinosaurier dahinraffte. Die Welt gerät in Panik. Dieses Grundsetting erlaubt verschiedene Herangehensweisen. Die häufigste kennt man zur Genüge: FX-Bombast + Superheld, der die Welt rettet. Armageddon dient als besonders abstruses Beispiel (Stichwort Mondbuggies mit Maschinengewehren gefahren von Ölbohrarbeitern) aber auch völlig generische Werke wie zuletzt Geostorm (ebenfalls mit Gerard Butler in der Hauptrolle).
Doch Regisseur Waugh wählt einen anderen Weg und dieser war eine gute Entscheidung: Er setzt voll und ganz auf die Figuren, deren Leid, Ängste und Erfahrungen. Auf diese Weise entsteht eine Spannung, die teilweise zum Zerreissen ist und über den ganzen Film hinweg standhält.
So wäre hier die vollständigere Beschreibung die folgende: Ein Komet jagt auf die Erde zu und droht mit Vernichtung, schlimmer noch als der Einschlag, welcher die Dinosaurier dahinraffte. Eine Familie erfährt davon erst, als sie gerade einmal etwas mehr als einen Tag vor dem Einschlag eine automatisierte Nachricht von den Behörden bekommt, dass sie für ein exklusives Rescue-Programm ausgewählt wurde, bei dem alle Teilnehmer in eine vor dem Einschlag sichere Bunkeranlage in Grönland ausgeflogen werden.
Diese Nachricht erscheint auf dem Handy als auch auf dem SmartTV der Familie – ausgerechnet während sie nichts böses ahnend gerade den Geburtstag ihres Sohnes mit Freunden und Nachbarn feiert. Nur dass die anwesenden Gäste keine solche Einladung erhielten und erst dadurch sich des Ausmaßes der bevorstehenden Zerstörung bewußt werden. Von nun an tut die Familie, was getan werden muss um zu überleben, während um sie herum die Zivilisation allmählich zerfällt.
Dabei erzeugen die kontinuierlich im Hintergrund auftretenden, kleineren bis mittleren Einschläge der Kometenbruchstücke die notwendige Drohkulisse, welche die Familie eiskalt vor sich her treibt. Doch wirklich bedrohlich sind vielmehr die vielen, kleinen zwischenmenschlichen Momente, die Waugh gekonnt einsetzt um Spannung zu erzeugen. In einer besonders ergreifenden Szene wird die Familie unfreiwillig getrennt und eine kaum erträgliche Hoffnungslosigkeit wird spürbar. Doch gibt es auch immer wieder Lichtblicke, Nächstenliebe, Menschen, die einfach helfen möchten. Auf diese Weise wird die Identifikation mit den Protagonisten ermöglicht und damit das Mitfiebern mit ihrem Schicksal. Denn ist das nicht gegeben, helfen auch die tollsten FX-Einschläge in Manhattan nicht (siehe Armageddon) – es ist dem Zuschauer schlicht egal, ob die Frau vom Held nun stirbt oder durchkommt.
Der von Butler solide gespielte Familienvater ist zwar klar der „Held“ des Filmes, doch findet genügend Brechung statt, um ihn als authentische Identifikationsfigur zu erhalten. Er ist nur ein Mensch, der an gewissen Erlebnissen genauso verzweifelt wie wir es wohl alle würden. Er und seine Familie sind nahbar, ihre Gefühle und ihr Vorgehen nachvollziehbar. Und das tut dem Film ungemein gut.