Avengers: Infinity War

USA 2018, R: Anthony & Joe Russo, D: Robert Downey Jr., Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Chris Evans, Scarlett Johansson, Benedict Cumberbatch, Tom Holland, Chadwick Boseman, Zoe Saldana, Tom Hiddleston, Peter Dinklage, Josh Brolin, Chris Pratt //

Über die letzten 10 Jahre baute Marvel mit diversen Originstories und Fortsetzungen Schritt für Schritt sein Universum aus Superhelden und ihren Sidekicks auf. Mit Infinity War werden nun alle Figuren erstmalig zusammengeführt um gegen ihren mächtigen Nemesis Thanos zu kämpfen, welcher diesmal nicht weniger als die Existenz von 50% allen Lebens im Universum für immer auslöschen will.

Man sollte durchaus die vielen Vorgeschichten gesehen haben, um diese finale Schlacht vollends genießen zu können. Charaktereigenschaften, Anspielungen und auch Gags funktionieren erst richtig, wenn deren Hintergrund bekannt ist. So entfaltet Infinity War dann auch seine ganze Power und vermag emotional zu berühren.

Es ist kaum möglich, den Film inhaltlich näher zu beschreiben ohne zu spoilern. Nur eines sei gesagt – Marvel bricht hier eine goldene Regel des Superheldenfilms, denn diesmal ist die Unversehrtheit der Helden alles andere als gewährleistet. Der Film setzt da an, wo Thor: Ragnarok endet (im Marvel-üblichen Easteregg nach dem Nachspann) und dies gleich mit einem Paukenschlag, der dem Zuschauer zeigt, dass diesmal alles anders ist. Diesmal kann es jeden treffen und diesmal ist der Gegenspieler Thanos eine ernsthafte Gefahr für unser sympathisches Team aus Halbgöttern, Kampfbäumchen, Aliens und Menschen mit Superkräften. Diesmal müssen wir uns sorgen um die liebgewordenen Charaktere, denn Thanos ist nicht nur sehr mächtig, er ist auch ebenso skrupellos.

Dem Regie-Duo gelingt es hervorragend diese Bedrohung in Szene zu setzen und den Zuschauer bereits mit dem Auftakt des Films in seinen Bann zu ziehen. Die Tatsache, dass der Film hier mit einigen Gewohnheiten der Comicverfilmungen bricht, ist gleichsam seine große Stärke. Geschickt lassen die Regie führenden Russo-Brüder hier die Zuschauererwartungen in die Irre führen. So führt zB. das übliche „jetzt tun die Helden sich zusammen und zeigen es dem Monster“ eben nicht mehr zum sonst emotional so befriedigendem Erfolg. Nein, unsere Helden kommen an ihre Grenzen.

Dabei verteilt der Film die Geschehnisse geschickt auf verschiedene Schauplätze, die einen stärkeren Fokus auf die Charaktere zulassen ohne sich gänzlich in den mächtigen Effekte-Schlachten zu verlieren.

Gerade dieser Fokus auf die Charaktere, welcher durch ihre Originstories getragen wird, gestaltet sich auch als Schwäche, so spielen die Figuren Vision und Scarlet Witch in Infinity War eine zentrale Rolle, doch beiden fehlt schlicht eine tiefere Vorgeschichte (siehe kamen erst im Rahmen des Avengers-Films Age of Ultron mit ins Spiel). Figuren hingegen, welche starke Originstories aufweisen können, wie Iron Man, Thor oder die Guardians kommen im Film ungleich stärker emotional zur Geltung.

Aber das sind Details. Infinity War ist ein durchweg spannender, packender Beitrag zum Marvel-Universum. Marvel beweist erneut, warum ihre Filme so erfolgreich sind: Sie wagen neben den gewohnten Mustern, die der Zuschauer schätzt und erwartet, immer wieder neues, überraschendes. Ob ein fantasievolles, afrikanisches Setting wie bei Black Panther, oder ein durchgeknalltes Humorfeuerwerk wie bei Thor 3, es gibt meist viele neue Schauwerte, welche die eigentlich stets gleichgestrickten Superhelden-Stories dennoch unterscheidbar machen.

Infinity War ist eine gelungene Comicverfilmung, die fast alles richtig macht und die mit einem fulminanten Cliffhanger das Kinopublikum verdutzt zurücklassen wird, den selbst HBO nicht besser hinbekommen hätte.

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