USA 2017, R: Rian Johnson, D: Daisy Ridley, Carrie Fisher, Mark Hamill, John Boyega, Adam Driver //
Es sind goldene Zeiten für Star Wars Fans – jährlich kommt nun eine neue Story aus dem Star Wars Universum in die Kinos, ob Spin Off oder Weiterführung der Hauptstory. Und ja, wenn man mich Geek nennen möchte, dann bin ich ein absoluter Star Wars Geek. Als ich als damals mit gerade mal fünf Das Imperium schlägt zurück im Kino sah, veränderte die Welt der Sternenkriege mein Leben. Vom ersten Moment an war ich gefesselt von dieser fantastischen Welt, welche sich mir da auftat. Seither bin ich leidenschaftlicher Fan, mittlerweile über 35 Jahre. Auch wenn George Lucas meine Nerven und meinen Fan-Goodwill mit Episode 1 (Stichwort Jar Jar) doch arg strapazierte, änderte sich nichts an dieser Passion.
J.J. Abrams gelang dann auch ein spektakuläres Reboot mit The Force Awakens, bei dem bereits der Trailer vielen Fans – mich eingeschlossen – Tränen der Begeisterung in die Augen trieb. Auch wenn der Vorwurf, dass Abrams Neuauflage im Prinzip ein Reboot von Episode IV sei, nicht ganz zu leugnen ist, muss man Abrams eines hoch anrechnen: Er belebte das echte Star Wars Feeling wieder. Weg vom sterilen Computergame-Stil der Prequels, zurück zum authentischen Star Wars Look und echten, sympathischen Figuren. Gerade das Aufstellen eines frischen Ensembles ist dem Regisseur, welcher bereits Star Trek neu belebte, hervorragend gelungen.
Um so größer nun die Erwartungen an Rian Johnson, welcher bei der aktuellen Episode VIII Regie führte. Das Resultat: eine zutiefst gespaltene Fangemeinde, ebenso die Kritiken. Und ja, auch ich fühlte mich nicht sonderlich glücklich, als ich aus dem Kino kam. Was hab ich da gesehen?
“The Last Jedi” possesses the same reverence for the galaxy Lucas created, paying homage in all the right places, while barely advancing the narrative. (Variety)
Vorab erstmal: The Last Jedi hat viele, großartige Momente. Und auch einen gänzlich neuen Ansatz. Johnson beschreitet neue Wege und das erfordert Mut. Doch ist ihm dabei ein guter Film gelungen? Bedingt. Es gibt mehrere Probleme mit dem neuen Kapital der Star Wars Saga.
Filmisch gesehen wirkt the Last Jedi bisweilen zu episodenhaft – es fehlt die große, geschlossene Story. Sicherlich gute Episoden, aber eben zu wenig Teil eines großen Spannungsbogens. Die Rebellenflotte flüchtet vor den übermächtigen Zerstörern des First Order. Diese hängen ihnen an den Fersen, und langsam geht den Rebellen der Treibstoff aus, zurückbleibende Schiffe werden gnadenlos zerstört. Dies ist bereits der zentrale Handlungsstrang (erinnert bisweilen an HBO’s großartige Neuauflage von Battlestar Galactica). Parallel versucht Rey mehr über die Jedi-Lehren zu erfahren, landet aber bei einem griesgrämigen, wenig interessierten Luke Skywalker (wo ist der Luke, den will alle kennen!?). Dann gibt es da noch Finn und Rose, die aus nicht ganz logischen Gründen einen berühmten Codeknacker auf einem Casino-Planeten finden müssen. Ein paralleler Handlungsstrang, der in jeder Hinsicht so ganz und gar nicht zur Hauptgeschichte passt und sich fast anfühlt wie eine Episode aus irgendeiner aktuellen SciFi-TV-Serie, die aus Versehen in den Film geschnitten wurde.
Auch reist Johnson gnadenlos vieles wieder ein, was Abrams aufgebaut hat. Abrams verstand es Star Wars wieder diese Magie zu geben, die alle so sehr schätzen. Star Wars gelang es nämlich stets sich selbst ernst genug zu nehmen, um Story und Figuren die nötige Tiefe zu verleihen. Es gab zwar lustige Wookies, Ewoks und niedliche Roboter, doch die große Geschichte blieb stets episch ernst, voll wahrer Emotionen und Heroik. Diese Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit machte Star Wars einzigartig. Figuren wie Yoda haben zwar lustige Momente, werden jedoch stets im richtigen Moment ernst genug dargestellt, um ihre Größe und Wichtigkeit erfahrbar zu machen. Star Wars nimmt seine Geschichte ernst. Johnson tut dies in seiner Interpretation zu wenig. Er verwendet eine Zutat, die heute leider oft zu inflationär eingesetzt wird: Selbstironie. Ein Zuviel davon nimmt der Geschichte ihre Glaubwürdigkeit, bzw. die Möglichkeit, dass der Zuschauer sich hineinversetzen kann, sich hinein träumen kann. Er bleibt Zuschauer eines Popcornfilms. Er bleibt vor der Leinwand. Dies ist ok bei Filmen wie den Avengers, die keinen dramatischen Überbau haben wie das Star Wars Universum. Solche Filme benötigen das stete Augenzwinkern, damit sie nicht lächerlich wirken (etwas, was DC oft nicht verstanden hat). Star Wars hingegen darf nicht zur Comedy werden.
This is the next generation of Star Wars, so I almost had to think of Luke as another character. Maybe he’s Jake Skywalker. He’s not my Luke Skywalker. (Mark Hamill)
The Last Jedi hat einige fantastische Momente, so wie der sensationelle Lichtschwertkampf mit Snokes Elitewachen, dem starken Finale zwischen Luke und Ren oder auch der Raumschlacht zu Beginn des Filmes. Doch es fehlt dem Film die Magie, die diese Momente zu einem großen Ganzen macht. Episode VIII ist um Klassen besser als Episode I. Aber sie gehört leider zu den schwächsten Beiträgen des Franchises. Dass der Film dennoch einen Platz in meiner Sammlung erhält, ist für mich natürlich selbstverständlich.