Alien: Covenant

„Alien: Covenant“ ist Prequel und Sequel zugleich. Im leicht konfus gewordenen Alienkanon spielt die Geschichte nämlich vor dem Klassiker „Alien“ von 1979 und nach „Prometheus“ von 2012. Regisseur und Alienschöpfer Ridley Scott erkennt die Sequels Alien 2-4 nicht an für seinen eigenen Kanon und möchte den Ursprung der Aliens selbst erzählen.

So knüpft Covenant auch direkt an Prometheus an und startet mit einem ästhetisch wunderbar gestalteten Rückblick, in dem Konzernchef Weyland mit dem von ihm erschaffenen künstlichen Menschen einen philosophischen Diskurs hält.

Dann springen wir 10 Jahre in die Zukunft und befinden uns auf dem ersten Kolonialisierungsschiff „Covenant“ auf dem Weg zu einem fernen Planeten, welcher als zweite Erde ausgelotet wurde. An Bord 2000 Kolonisten sowie die Crew und der Roboter Walter, eine weiterentwickelte, aber äusserlich identische Version des David, welchen man in Prometheus kennenlernte. Alle Menschen befinden sich im Schlafmodus für die jahrelange Reise, bis ein kosmischer Zwischenfall die Crew verfrüht aus dem Schlaf reist.

Kurz darauf empfangen sie ein verzerrtes menschliches Signal, welches scheinbar von einem nahen Planeten stammt. Als Analysen ergeben, dass dieser Planet sich überraschend gut für die Kolonialisierung eignen würde, entschliesst sich die Crew den Planeten näher anzuschauen und den Ursprung des Signals herauszufinden. Der Planet erweist sich tatsächlich als erdähnlich, doch entdeckt die Crew nach der Landung bald schon, dass irgendetwas seltsam ist: es gibt zwar Vegetation, aber scheinbar keinerlei tierisches Leben. Auch finden sie tatsächlich das mysteriöse Alienschiff mit dem die letzte Überlebende aus Prometheus los zog, um sich an den „Schöpfern“ zu rächen. Doch es ist niemand mehr an Bord.

Der Horror geht richtig los, als zwei durch Sporen eines Pilzes infizierte Mannschaftsmitglieder beginnen schwer zu erkranken und eine fürchterliche Kreatur sich aus ihren Körpern sprengt. Und dann ist da noch David, welcher scheinbar all die Jahre auf diesem Planeten ausharrte und der angsterfüllten Crew in den Hallen einer toten Zivilisation vermeintlichen Schutz gewährt…

„Alien: Covenant“ glänzt vor allem durch seine visuelle Kraft, typisch für Ridley Scott sind die Bilder einfach atemberaubend. Daneben gibt es vor allem in der ersten Hälfte des Filmes, nach Ankunft auf dem Planeten, immer wieder echt gruselige, packende Sequenzen, die enorm rasant in Szene gesetzt sind. Die frühen Alienkreaturen sind wahrlich angsteinflössend und der Zuschauer kommt kaum dazu Luft zu holen.

Auch die philosophische Auseinandersetzung zwischen den zwei Androiden überzeugt und fördert die insgesamt sehr düstere, unheimliche Stimmung des Filmes. Ohnehin sind die zwei künstlichen Intelligenzen eigentlich der Mittelpunkt der Geschichte. Die restlichen Figuren verkommen eher zu bloßem „Alienfutter“ und Scott gibt ihnen nur minimale Tiefe. Immer wieder werden Geschichten angedeutet, sowie die des religiösen Ersatzcaptains, aber nicht zu Ende erzählt. Die zwei Androiden hingegen – wunderbar nuanciert gespielt in einer Doppelrolle von Michael Fassbender – ziehen allen Fokus auf sich und überzeugen mit einer unheimlichen Tiefe. So kommen denn auch kaum Emotionen auf, wenn wieder einmal ein Crewmitglied von einem Alien erwischt wird. Die Tatsache, dass es sich bei der Crew hauptsächlich um Ehepaare handelt ändert daran leider auch nichts. Zu wenig wird hier in die Charakterentwicklung gesteckt – weitaus weniger noch als bei Prometheus.

Wirklich ärgerlich erscheint hierbei die Unprofessionalität mit der die Menschen einen fremden Planeten betreten. Es wird nicht weiter erläutert, ob man eventuell die Atmosphäre sowie die Fauna und Flora des Planeten vorher irgendwie mit Hilfe von Technologie erkundet hat. Doch so oder so benehmen sich die Crewmitglieder mehr als leichtsinnig: sie tragen weder Schutzmasken noch Handschuhe, fassen arglos außerirdische Lebensformen an, rauchen, trinken dortiges Wasser, pinkeln in den Wald – sie wirken eher wie ein Trupp aus amerikanischen Marines, welcher gerade im Dschungel von Vietnam ankommt, als Entdecker außerirdischer Planeten. Auch wenn es sich tatsächlich teilweise um Soldaten handelt, ist dies doch höchst unrealistisch und stört massiv im sonst so futuristisch ausgefeiltem Setting von Covenant. Dieser Aspekt fiel schon bei Prometheus unangenehm auf, wo es sich bei der Crew sogar um Wissenschaftler handelte. Ein Rätsel, warum die Filmemacher hier wieder so plump vorgingen.

Gegen Schluss schwenkt der Film dann noch einmal stimmungsmäßig um in das klassische Aliensetting (Alien verfolgt Crew im Raumschiff), und erinnert sehr stark an die ersten beiden Teile der Reihe. Dieser Part wirkt dann auch eher seltsam losgelöst vom restlichen Film, fast schon wie ein geschuldeter Fanservice – schließlich ist es ja ein Alien-Film, die Zuschauer müssen bedient werden. Diese etwas generisch wirkende Szenerie verliert dabei dann auch etwas an Spannung, da man gewissermaßen weiß, was kommt.

Fazit: „Alien: Covenant“ ist visuell stark und es gelingt ihm eine durchwegs düstere, packende Stimmung zu erzeugen. Der Film ist dabei nie langweilig, auch wenn die Figurenzeichnung der Crew leider etwas blass ausfällt. Die vielen Alienkreaturen hingegen sind absolut angsteinflößend und erfüllen damit das wichtigste Kriterium des Alienuniversums.

Have your say!

0 0

Leave a Reply

Lost Password

Please enter your username or email address. You will receive a link to create a new password via email.

Zur Werkzeugleiste springen